Suche starten De menü Kundenportal der EIB-Gruppe
Suche starten
Ergebnisse
Top-5-Suchergebnisse Alle Ergebnisse anzeigen Erweiterte Suche
Häufigste Suchbegriffe
Meistbesuchte Seiten

Ioannis Kasinopoulos und sein Freund Yiannis Zambas gründeten 2023 Electryone AI, mit „voller Überzeugung, aber ohne Geld von außen“. Überzeugt waren die beiden vor allem von ihrem Produkt, einer KI-Software, die Batterien für erneuerbare Energie effizienter und rentabler macht. Und davon, dass der Übergang zu einer sauberen, grünen Wirtschaft wichtig ist. Ohne das nötige Geld trug sie ihre Überzeugung allerdings nicht weit.

Die beiden jungen Zyprer, die zuvor bei Meta, McKinsey und Palantir gearbeitet hatten, warben von London und Spanien aus intensiv um Pre-Seed-Investoren und Business Angels wie etwa Genesis Ventures, eine griechische Risikokapitalgesellschaft, die vom Europäischen Investitionsfonds (EIF) unterstützt wird. Dann kam die große Überraschung: Sie erhielten Risikokapital aus ihrem Heimatland, wo Start-up-Förderung bisher weitgehend ein Fremdwort ist. Dahinter stand der 26 Millionen Euro schwere Risikokapitalfonds 33East Venture Capital aus Nikosia mit Rückendeckung durch den Cyprus Equity Fund. 400 000 Euro investierte der Fonds im Januar 2025 in Electryone AI.

„Wir freuen uns sehr über die Unterstützung aus Zypern“, sagt Kasinopoulos, der aus Nikosia stammt. „Wir haben versucht, hier an Kapital zu kommen, leider ohne Erfolg. Zwar gibt es Unternehmen im Energiebereich, aber die kennen sich nicht mit Software oder Risikokapital aus. Ihnen war das Risiko zu groß.“

Für Tech- und Innovations-Start-ups in Zypern könnte der neue Fonds von 33East ein Gamechanger sein – und abgewanderte junge Talente zurückholen, vor allem aus London. Obwohl Zypern in der EU laut dem Global Entrepreneurship Monitor bei unternehmerischer Tätigkeit in der Gründungsphase auf dem siebten Platz liegt, ist Risikokapital im Land kaum zu finden. Dies zeigt ein Bericht des Zentrums für Unternehmertum der Universität von Zypern.

„Für Start-ups gibt es bisher keinen vorgezeichneten Weg, den sie gehen könnten, deshalb machen sie entweder zu oder gehen ins Ausland, um dort an Geld zu kommen“, erklärt Yiannis Eftychiou, einer der beiden Gründer von 33East, die ihr Unternehmen nach der Lage Zyperns auf dem 33. Längengrad benannt haben. „Viele schlaue Köpfe haben Zypern verlassen, trotzdem sehen wir hier enorme Chancen.“

Ein Fonds für zyprische Tech-Start-ups

Der Cyprus Equity Fund unter der Ägide des EIF arbeitet mit Geldern aus der Aufbau- und Resilienzfazilität. Sie gehört zu dem Programm der Europäischen Kommission, das den EU-Ländern nach der Corona-Pandemie wieder auf die Beine helfen soll. Der Fonds umfasst auch Mittel aus Zypern, die aus dem früheren JEREMIE-Programm für kleinste bis mittlere Unternehmen stammen. Für den EIF ist es die erste Investition in einen Risikokapitalfonds in Zypern. Der EIF ist eine Tochter der Europäischen Investitionsbank und der größte Risikokapitalgeber in der EU. Seit 2015 hat er europaweit 671 Risikokapitalfonds unterstützt.

„Es ist jetzt schon ein Erfolg, dass unser Fondsmanager 33East das First Closing erreicht hat, weil das Fundraising wegen der geopolitischen und wirtschaftlichen Probleme immer schwieriger wurde“, sagt Areti Roditi, der als Mandatsverantwortlicher beim EIF die Beteiligung an 33East betreut. „In Zukunft kann er vielleicht noch mehr private Investoren anziehen.“

Roditi verweist auf den ehrgeizigen Zeitplan des Cyprus Equity Fund. In den ersten 18 Monaten muss der Fonds mindestens 12 Investitionen tätigen, um die Ziele des Aufbau- und Resilienzplans Zyperns zu erreichen. Mit Beteiligungen zwischen 100 000 Euro und einer Million Euro hat 33East dabei Start-ups in der Pre-Seed- und Seed-Phase mit Zypern-Bezug im Visier.

Yiannis Eftychiou von 33East ist zuversichtlich. „Wir schaffen das“, sagt er. „Die Erwartungen an uns sind hoch, aber wir haben auch die große Chance, den Standort Zypern neu zu definieren und hier auch Start-ups anzuziehen.“

Entscheidend für diese Neudefinition ist ein Fokus auf Technologie. Eftychiou weiß, dass ein kleines Land wie Zypern industriell nicht mit größeren Nationen mithalten kann, deshalb muss es seinen Erfolg in der Innovation suchen. Passend dazu sind die ersten beiden Beteiligungen des Cyprus Equity Fund Start-ups, die mit künstlicher Intelligenz arbeiten. Electryone AI bietet seinen Kunden neben einer Plattform zur Steuerung ihrer erneuerbaren Ressourcen auch eine KI-Funktion, um das Verbraucherverhalten vorherzusagen und das Laden und Entladen von Batterien zu automatisieren.

„Wettbewerbsfähigkeit geht in Zypern nur über Technologie“, weiß Eftychiou.



Yiannis Eftychiou beim offiziellen Start des 33East-Fonds in Nikosia im März 2025
33East
Wir haben die große Chance, den Standort Zypern neu zu definieren und hier auch Start-ups anzuziehen.“
Yiannis Eftychiou,

Mitgründer 33East Venture Capital

Tech-Talente aus Zypern „wollen wirklich zurück“

Die Auswirkungen auf Zyperns Wirtschaft könnten erheblich sein.

Ein besseres Umfeld für Unternehmensgründungen könnte Leute wie Kasinopoulos, der aus beruflichen Gründen nach London ausgewandert ist, zurück ins Land locken. Das Gleiche gilt für Risikokapital-Investoren. „Fondsmanager aus Zypern zu finden, ist leicht“, meint Alexandros Dimitrakopoulos vom EIF, der dort ebenfalls mit Zypern zusammenarbeitet. „Das Problem ist, sie dazu zu bringen, in Zypern zu investieren. Für das Risikokapital-Ökosystem im Land könnte das einen enormen Schub bedeuten.“

Kasinopoulos bleibt vorerst in London, weil das Fundraising und die Geschäftsentwicklung noch viel Arbeit erfordern. Doch das technische Team sitzt in Zypern, wo Top-Talente deutlich weniger kosten als in London oder den USA. „Das wird ein Eckpfeiler für die Zukunft des Landes und des Ökosystems“, prophezeit Kasinopoulos. „Die Leute wollen wirklich zurück. Viele meiner zyprischen Freunde in London suchen nach Möglichkeiten, zurückzukehren und würden gerne für Unternehmen wie unseres arbeiten.“

33East wird bei einem potenziellen Tech-Schub für Zypern mehr als nur eine finanzielle Rolle spielen. Die Manager des Unternehmens suchen schon sehr früh den Kontakt zu Start-ups, noch bevor diese Geld brauchen. So traf sich Kasinopoulos zwei Jahre lang häufig mit dem 33East-Mitgründer Demetrios Zoppos, einem der erfolgreichsten Unternehmer des Landes. Zoppos half dem Unternehmen mit seinen Ratschlägen und Ideen also lange bevor sein Fonds schließlich investierte. „Er ist ein Vorbild für die Gründerszene in Zypern“, schwärmt Kasinopoulos.

Sowohl Zoppos als auch Eftychiou sind erfahrene Investoren, die bereits an mehreren erfolgreichen Start-ups in Zypern beteiligt waren. Mit Electryone AI arbeiteten die beiden über Weihnachten und Neujahr zusammen, und Ende Januar stand dann der Deal. „Es geht nicht allein darum, das Geld zu bekommen“, stellt Kasinopoulos klar. „Einen wirklichen Partner zu finden, das ist die eigentliche Herausforderung – und ein echter Pluspunkt.“



Die Köpfe hinter Electryone AI: Ioannis Kasinopoulos und Iannis Zambas
Electryone AI